Elektroautos in Europa: In welchem Land gibt es die meisten?
In der Debatte über den Anteil von Elektroautos in Deutschland wird besonders häufig das Positivbeispiel Norwegen genannt. Die Verkaufszahlen dort sind eindeutig: Kein Land hatte 2024 einen höheren Anteil an E-Auto Zulassungen. Aber was ist mit den anderen Ländern in Europa und wie schlägt sich Deutschland im Vergleich?
Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 30.01.2025 überarbeitet, wobei die Zahlen und Grafiken auf die Ganzjahreswerte für 2024 angepasst wurden. Vorher wurde ein Datenstand per Ende November 2024 genutzt.
Inhalte dieses Beitrags
- In diesen Ländern gibt es die meisten Elektroautos
- Welche Rolle spielen Infrastruktur und Förderung?
- Strompreise: Je günstiger, desto mehr Elektroautos?
- Zusammenfassung
In diesen Ländern Europas gibt es die meisten Elektroautos
In Deutschland war das Jahr 2024 sicherlich nicht besonders erfolgreich für batterieelektrische Pkw. Der Anteil an den Neuzulassungen ist deutlich gesunken. Im Vergleich liegt Deutschland jetzt sogar unterhalb des Durschnitts der EU (inkl. EFTA und UK). Im folgenden gibt es eine Übersicht nach Anzahl der EV-Neuzulassungen und Elektro-Anteil.
Übersicht: Länder nach Anzahl der Elektro-Neuzulassungen
Die Tabelle zeigt die Neuzulassungen von vollelektrischen Pkw in der Zeit von Januar bis Dezember 2024. Allerdings steht dort nicht – wie üblich – Deutschland an erster Stelle, sondern das Vereinigte Königreich. Deutschland ist der größte Pkw-Markt in Europa (etwa 2,82 Millionen Neuzulassungen in 2024), UK folgt auf Platz 2 mit einigem Abstand (1,95 Mio.). Die anderen großen Märkte (gemessen nach allen Pkw-Neuzulassungen) sind Frankreich, Italien und Spanien.
Rang | Land | Neuzulassungen Elektro-Pkw |
---|---|---|
1 | Vereinigtes Königreich | 381.970 |
2 | Deutschland | 380.609 |
3 | Frankreich | 290.614 |
4 | Niederlande | 132.166 |
5 | Belgien | 127.703 |
6 | Norwegen | 114.396 |
7 | Schweden | 94.333 |
8 | Dänemark | 89.199 |
9 | Italien | 65.620 |
10 | Spanien | 57.374 |
11 | Schweiz | 46.141 |
12 | Österreich | 44.622 |
13 | Portugal | 41.757 |
14 | Finnland | 21.868 |
15 | Irland | 17.459 |
16 | Polen | 16.564 |
17 | Luxemburg | 12.778 |
18 | Tschechien | 10.920 |
19 | Rumänien | 9.795 |
20 | Griechenland | 8.707 |
21 | Ungarn | 8.565 |
22 | Slowenien | 3.148 |
23 | Malta | 2.886 |
24 | Island | 2.661 |
25 | Slowakei | 2.227 |
26 | Kroatien | 1.793 |
27 | Litauen | 1.779 |
28 | Bulgarien | 1.665 |
29 | Estland | 1.320 |
30 | Lettland | 1.270 |
31 | Zypern | 1.193 |
Europäische Union | 1.447.934 | |
EU + EFTA + UK | 1.993.102 |
Quelle: European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA), eigene Darstellung.
Übersicht: Länder nach Elektro-Anteil der Neuzulassungen
Das Zentrum der europäischen Elektromobilität ist Skandinavien. Auch einige mitteleuropäische Länder haben mittlerweile Marktanteile erreicht, die deutlich über dem Durchschnitt liegen. Die Nordeuropäische Party wird aber von Malta gecrasht. Dort haben hohe Förderungen den EV-Anteil stark steigen lassen. Deutschland kommt in Folge des Umweltbonus-Stopps nur noch auf einen unterdurchschnittlichen Wert.

Quelle: ACEA, eigene Berechnung und Darstellung.
Besonders hervorzuheben sind auch Portugal und Malta, die deutlich über dem Niveau der übrigen südeuropäischen Länder liegen.
Rang | Land | Marktanteil Elektro-Pkw (in %) |
---|---|---|
1 | Norwegen | 88,9 |
2 | Dänemark | 51,5 |
3 | Malta | 37,7 |
4 | Schweden | 35,0 |
5 | Niederlande | 34,7 |
6 | Finnland | 29,5 |
7 | Belgien | 28,5 |
8 | Luxemburg | 27,4 |
9 | Island | 26,0 |
10 | Portugal | 19,9 |
11 | Vereinigtes Königreich | 19,6 |
12 | Schweiz | 19,3 |
13 | Österreich | 17,7 |
14 | Frankreich | 16,9 |
EU + EFTA + UK | 15,4 | |
15 | Irland | 14,4 |
Europäische Union | 13,6 | |
16 | Deutschland | 13,5 |
17 | Zypern | 7,9 |
18 | Lettland | 7,3 |
19 | Ungarn | 7,0 |
20 | Rumänien | 6,5 |
21 | Griechenland | 6,4 |
22 | Slowenien | 5,9 |
23 | Litauen | 5,9 |
24 | Spanien | 5,6 |
25 | Estland | 5,2 |
26 | Tschechien | 4,7 |
27 | Italien | 4,2 |
28 | Bulgarien | 3,9 |
29 | Polen | 3,0 |
30 | Kroatien | 2,8 |
31 | Slowakei | 2,4 |
Quelle: European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA), eigene Berechnung und Darstellung.
Welche Rolle spielen Infrastruktur und Förderung?
Bei der Infrastruktur gibt es ein Dilemma: Wer geht in Vorleistung, um ein Ladenetz auszubauen, für das zunächst gar nicht genug Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind? Und wie verhindert man, dass ein zu langsamer Ausbau zum Hemmschuh der Elektrowende wird?
Zusätzlich stellt sich die Frage nach dem Effekt durch Kaufprämien oder Steuererleichterungen. Auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze in Europa, die nicht immer zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Infrastruktur: Dichte der Ladepunkte
Als Maß für das Vorhandensein einer Infrastruktur für Elektroautos wird hier die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte herangezogen. Dabei muss man strenggenommen beachten, dass die Relevanz dieses Indikators nicht in allen Ländern gleich ist. Auch der Grad der Urbanisierung und der Anteil an Eigenheimbesitzern spielt vermutlich eine Rolle, wird hier jedoch der Einfachheit halber nicht betrachtet.

Quelle: Quelle: ACEA, Statista, eurostat, eigene Berechnung und Darstellung.
Im Ergebnis fällt auf, dass es nur drei Länder gibt, die zwar hohe Elektroanteile bei den Neuzulassungen erreichen, aber bei der Infrastruktur noch deutlich unter dem Durchschnitt liegen. UK, Malta und Portugal zeigen hier, dass es auch ohne allzu stark ausgebaute Infrastruktur geht. In Malta gibt es verhältnismäßig hohe Kaufprämien von 11.000 EUR für Privatkunden, Portugal bietet 3.000 EUR und eine komplette Befreiung von Kfz-Steuern. Im Vereinigten Königreich gibt es keine Förderung oder Steuervorteile für Privathaushalte, was das Ergebnis umso überraschender macht.
Als ählich guter Indikator erweist sich auch der Zusammenhang von Wirtschaftskraft (gemessen als BIP pro Kopf) und Elektromarktanteil: je höher das BIP pro Kopf, desto höher der Anteil der Elektrozulassungen. Auch hier bilden Malta und Portugal die Ausnahmen. Deutschland und Irland sind die einzigen beiden Länder, die zwar ein höheres BIP-pro Kopf als der Durchschnitt ausweisen, beim EV-Marktanteil aber unter dem Mittelwert liegen. In Irland gibt es zwar Kaufanreize, allerdings eine eher schlechte Infrastruktur und mit die höchsten Stromkosten in Europa (dazu später mehr).

Quelle: ACEA, IWF, eigene Berechnung und Darstellung.
Staatliche Anreize: Was bringen Kaufprämien und Steuervorteile?
Von den 31 untersuchten Ländern haben 22 eine Art Kaufprämie, die die Anschaffung eines Elektroautos für Privatkäufer vergünstigt. Damit bleiben neun Länder, die auf direkte Kaufhilfen verzichten. Darunter ist seit Ende 2023 auch Deutschland. Aber auch Norwegen, Dänemark und Finnland verzichten auf diese Art Förderung. Alle drei Länder gehören gleichzeitig zur Spitzengruppe, was den Elektro-Marktanteil angeht.
Bei den Kaufprämien muss man festhalten, dass sie kurzfristig vermutlich eher auf das Wachstum wirken als auf das eigentliche Niveau des EV-Marktanteils. Ein hoher Marktanteil durch Prämien, kann dementsprechend nur bei ausreichend langer Gewährung der Zahlungen erreicht werden. Diesen Effekt konnte man für Deutschland zwischen 2020 und 2023 gut beobachten. Mit dem Ende der Förderung ist der Anteil der vollelektrischen Neuwagen wieder gesunken.
Betrachtet man vorhandene steuerliche Vergünstigen für den privaten Kauf eines Elektroautos, dann haben 28 der 31 untersuchten Länder eine entsprechende Regelung eingeführt und in 2024 angewendet. Nur Estland, Italien und das Vereinigte Königreich haben aktuell keine steuerlichen Anreize für Privatkunden.
Damit ist das UK auch eine große Besonderheit: Es gibt weder Kaufprämien noch Steuervorteile und dennoch liegt der EV-Marktanteil mit 18,7% klar über dem Durchschnitt. Die Effekte einer langfristigen Politik können in Norwegen beobachten werden. Das skandinavische Land hatte die Weichen für die Elektrowende bereits in den 1990er Jahren gestellt, konstante und verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen und günstigere Elektroautos zudem von der Mehrwertsteuer befreit. Das Ergebnis sind fast 90% EV-Marktanteil.
Eine gute Übersicht zu den verschiedenen Fördermaßnahmen in den europäischen Ländern bietet der Branchenverband ACEA unter diesem Link.
Strompreise: Je günstiger, desto mehr Elektroautos?
Die kurze Antwort auf diese Frage ist nein. Aktuell scheint es keinen erkennbar negativen Zusammenhang zwischen dem Strompreis und dem Erfolg von Elektromobilität zu geben. Dazu muss man aber auch sagen, dass selbst bei einem eher hohen Preis von etwa 0,40 Euro je Kilowattstunde (in etwa der Preis in Deutschland) und einem Verbrauch von 20 kWh/100km die Energiekosten eines Elektroautos bei 8 Euro für 100km liegen. Bei einem Verbrenner entspricht das einem Wert von 5 l/100km bei einem Kraftstoffpreis von 1,6 Euro je Liter.

Quelle: ACEA, Verivox, eurostat, eigene Berechnung und Darstellung.
In den meisten Fällen fährt man mit dem Elektroauto also vermutlich so oder so günstiger, was die Relevanz dieses Indikators im Vergleich zu den anderen beiden deutlich verkleinert.
Zusammenfassung
Europa ist groß und bunt und auch die Elektrowende ist definitiv an sehr unterschiedlichen Punkten in den einzelnen Ländern des Kontinents. Norwegen ist im Grunde schon aus dem fossilen Zeitalter raus und in Südosteuropa erscheint das noch wie absolute Zukunftsmusik. Doch auch zwischen diesen Extremen tummeln sich viele Länder, die durch gute Rahmenbedingungen und Infrastruktur an der Elektrowende arbeiten. Deutschland landet dabei ziemlich genau im Mittelfeld.
Es scheint dann doch irgendwie einfach zu sein: Gute Infrastruktur, eine konsequente Förderung oder verlässliche steuerliche Rahmenbedingungen und schon läuft es mit der Elektromobilität. Dabei darf man natürlich nicht ignorieren, dass diese Elemente in Ländern mit entsprechender Wirtschaftskraft leichter und länger umgesetzt werden können. Kein Wunder also, dass besonders der Zusammenhang zwischen EV-Marktanteil und BIP pro Kopf deutlich positiv ist.
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