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Elektroautos mit Range Extender: Sinnvoll oder nicht?

Range Extender erweitern Reichweite und Möglichkeiten

Während der Streit um den Sinn oder Unsinn von Plug-in-Hybriden (PHEV) aktuell immer noch tobt, rückt ein anderes Konzept wieder zurück ins Rampenlicht: Elektroautos mit Range Extender (REEV) bewegen sich ähnlich wie PHEV irgendwo zwischen Elektroauto und Verbrenner, sind dabei aber eben eher Elektroautos.

In diesem Beitrag gibt es einen kleinen Übersicht über die Technik, die Vor- und Nachteile im Vergleich zu klassischen Elektroautos (BEV) und Plug-in-Hybride sowie eine Übersicht der aktuell verfügbaren Elektroautos mit Range Extender (Spoiler: Das sind gar nicht so viele). Zum Abschluss gibt es noch einen kurzen Vergleich der Energiekosten zwischen den beiden Konzepten REEV und BEV.

Inhaltsübersicht

Einleitung: Was sind Elektroautos mit Range Extender?

Mit oder ohne? Diese Frage stellt sich nicht nur an einer Berliner Currywurstbude, sondern auch beim Autokauf.

Mit oder ohne Kabel ist für die einen fast schon eine Glaubensfrage, für die anderen eher eine Überlegung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. In der Mitte dieser beiden Gruppen stand bisher der Plug-in-Hybrid (PHEV), der jetzt jedoch scheinbar Konkurrenz von Elektroautos mit Range Extender, so genannten REEV, bekommt.

Als REEV, also Range Extended Electric Vehicle, werden batterieelektrische Fahrzeuge bezeichnet, die zusätzlich mit einem Verbrenner ausgerüstet sind, der die Batterie unterwegs laden kann, dabei aber nicht die Räder antreibt. Also eine Art benzinbetriebenes Ladegerät für die Antriebsbatterie.

Was erstmal sperrig klingt und technologisch gar nicht so leicht einzusortieren ist, wird schnell charmant, denn es löst einige Probleme der in diesem Konzept vermischten Antriebsarten BEV und PHEV.

Renaissance der Range Extender: REEV sind keine neue Idee

2010 wurde BMW i als Submarke des Münchener Autobauers gegründet. Ziel war die Entwicklung von vollelektrischen und teilelektrifizierten Pkw. Das Ergebnis dieser wegweisenden Weichenstellung waren die Modelle i3 und i8, die ab 2013 in Serienproduktion gingen.

Der i3 war sowohl als reines EV aber auch als REEV erhältlich. Den Verbrennungsmotor besorgte man aus der Motorrad-Sparte des Konzerns. Der Zweizylinder leistete 28 kW und konnte die Antriebsbatterie des i3 um bis zu weitere 150 km Reichweite aufladen. Mit der Einführung eines größeren Akkus im Verlauf des Modellzyklus des i3 wurde die Range Extender Variante zumindest in Europa wieder eingestellt.

Etwas früher dran war man 2011 bei General Motors mit dem Chevrolet Volt, der in Europa als Opel / Vauxhall Ampera vermarktet wurde. Zwar wurde der Volt als REEV entwickelt, allerdings kann der Verbrennungsmotor in bestimmten Fahrsituationen auch direkt die Räder antreiben. Damit ist es kein REEV im engeren Sinn.

Bei der Einführung des Opel Ampera und des i3 REEV gab es kein nennenswertes öffentliches Ladenetz und ohne die Möglichkeit zuhause laden zu können, war Reichweitenangst eine berechtigte Sorge. Mit dem Ausbau von öffentlichen (Schnell)ladenetzen und der immer höheren Reichweite von EVs konnte sich der Range Extender letztlich nicht durchsetzen.

Die Idee eines Range Extenders ist seitdem in Europa wieder in den Schubladen der Entwicklungsabteilungen verschwunden. Dafür hat die Plug-in-Hybrid-Technik die Nische zwischen reinem Elektroantrieb und klassischem Verbrenner erfolgreich besetzt. Das macht auch in Teilen Sinn, weil man so die für die europäische Wertschöpfung wichtigen Komponenten Motor und Getriebe stärker einbeziehen kann. Die Antriebsbatterien, die überwiegend von asiatischen Zulieferern kommen, sind bei PHEV kleiner und stehen damit für einen etwas kleineren Kostenblock als bei reinen Elektroautos.

Vorteile und Nachteile von Elektroautos mit Range Extender

Technisch stehen REEV irgendwo zwischen Plug-in-Hybriden (PHEV) und reinen Elektroautos (BEV). Daher ist es sinnvoll die Vor- und Nachteile des Konzepts mit diesen beiden Antriebsarten zu vergleichen.

  • Besser als BEV ist es, weil längere Strecken mit weniger oder ganz ohne Ladestopps zurückgelegt werden können. Da die Räder eines REEV nur vom Elektromotor angetrieben werden, bleibt auch das einzigartige rein elektrische Fahrgefühl erhalten. Zudem kann die Antriebsbatterie, die teuerste und schwerste Komponente eines Elektroautos, kleiner dimensioniert werden.
  • Besser als PHEV ist es, weil man sich teure und platzraubende Komponenten wie Getriebe und ähnliches spart. Der Verbrenner in einem REEV lädt ausschließlich die Antriebsbatterie und muss keine Räder antreiben, wodurch der Motor im idealen Drehzahlbereich laufen kann. Zudem kommt dieses Konzept ohne spürbare und mitunter störende Wechsel zwischen Elektro- und Verbrennerbetrieb aus.

Als Fusion aus zwei Konzepten ist es trotzdem kompromissbehaftet. Da wären der CO2-Ausstoß im Fahrbetrieb, den ein klassischer BEV nicht hat. Aber auch die – je nach Fahrtstrecke – nötigen Ladestopps werden PHEV-Fans möglichweise nicht überzeugen. REEV sind Elektroautos und müssen auch als solche verstanden werden.

Nicht zu vergessen ist auch der besondere Wartungsaufwand von Verbrennungsmotoren, der bei REEV und PHEV gleichermaßen anfällt.

Übersicht: Vor- und Nachteile von REEV im Vergleich zum klassischen Elektroauto (BEV)

VorteileNachteile
Keine oder weniger Ladestopps
auf langen Strecken
Motorgeräusche
Verzicht auf teure Schnelllader
auf Langstrecken spart Geld
CO2-Emissionen
im Fahrbetrieb
Höhere ReichweiteVerbrennungsmotor ist
wartungsintensiv
Technik ist komplexer
Höherer Energieverbrauch und
oftmals höhere Energiekosten
Kofferraumvolumen etwas geringer

Vermutlich eignen sich Elektroautos mit Range Extender nur in wenigen Fällen als echte Alternative, da die Nachteile unter dem Strich die Vorteile überwiegen. Insbesondere sind REEV im Alltag, also auf kürzeren Strecken, teurer in den Energiekosten. Das liegt in erster Linie am höheren Energieverbrauch. Mehr Infos zum Vergleich der Energiekosten gibt es weiter unten im Artikel.

Übersicht: Vor- und Nachteile von REEV im Vergleich zum Plug-in-Hybrid (PHEV)

Vorteile Nachteile
Typisches Elektro-Fahrgefühl
mit direkter Leistungsentfaltung
Ladestopps bei langen
Strecken weiterhin nötig
Keine störenden Effekte im Antrieb
durch konstanten EV-Betrieb
Technik ist weniger komplex

Der Vergleich mit Plug-in-Hybriden (PHEV) zeigt auf den ersten Blick einige Vorteile des Konzepts Range Extender. Echte Nachteile entstehen nur bei sehr langen Fahrtstrecken. Allerdings haben REEV-Fahrzeuge in der Regel Schnelllader, sodass die eher kleinen Antriebsbatterien verhältnismäßig zügig aufgeladen werden können.

Übersicht: Diese Elektroautos haben Range Extender

Bei der Aufmerksamkeit, die dieses Antriebskonzept aktuell erfährt, könnte man denken, dass es bereits zahlreiche Modelle zur Auswahl gibt. Das ist zumindest außerhalb Chinas noch nicht so.

In Deutschland beschränkt sich die Auswahl an REEV aktuell auf drei Modelle, von denen der BMW i3 nicht mehr produziert wird und nur als Gebrauchtwagen verfügbar ist.

Diese Elektroautos mit Range Extender kann man aktuell in Deutschland kaufen:

ModellPreis
in EUR
EV-Reichweite
in km
Gesamtreichweite
in km
Leapmotor C10 REEVab 37.600145974
Mazda MX-30 R-EVab 35.99085630
BMW i3
(Gebrauchtwagen)
ab 10.000 bis 15.000170 – 240
(NEFZ)
320 – 390

In China sind REEV schon länger präsent und mit Li Auto gibt es sogar einen größeren Hersteller, der sich exklusiv und erfolgreich diesem Antriebskonzept verschrieben hat. Der Hersteller mit Sitz in Peking konnte seine Auslieferungen stetig steigern und gilt als führender REEV-Anbieter in China, dem größten Markt für Range Extended Electric Vehicle der Welt.

Auch andere Hersteller wie BYD, Geely und Leapmotor nutzen die Technologie in ihren Modellen. Letzterer ist in Europa als Joint-Venture-Partner von Stellantis bekannt und bringt in Kürze mit dem Mittelklasse SUV C10 ein REEV-Fahrzeug nach Deutschland.

Bereits seit 2023 gibt es den eher glücklosen Mazda MX-30 in einer Variante mit Range Extender. Als reines Elektroauto hat sich der 2020 eingeführte MX-30 auch wegen der eher geringen Reichweite schwergetan. Zum neuen Modelljahr 2025 wurde die Elektrovariante ganz aus dem Programm genommen. 2024 lag das Verhältnis von REEV zu BEV bei den Neuzulassungen bei eindeutigen 4 zu 1.

Das Mazda als einer der wenigen nicht chinesischen Hersteller schon länger auf Range Extender setzt, dürfte auch an den Wankelmotoren liegen, die der Konzern im Programm hat. Durch ihre kompakte Bauweise eignen sie sich gut für den Einsatz in diesem Antriebskonzept.

In London gehören Elektroautos mit Range Extender bereits zum Stadtbild. Seit 2017 bietet LEVC, eine britische Tochterfirma des chinesischen Autoherstellers Geely, das legendäre Londoner Taximodell als REEV an. Der zum Aufladen der Antriebsbatterie genutzte Benzinmotor hat 1,5 Liter Hubraum und kommt von Volvo – ebenfalls eine Geely-Tochter.

Eine Übersicht mit mehreren aktuellen und früheren REEV-Modellen gibt es hier.

Kostenvergleich: Lohnt sich ein Elektroauto mit Range Extender?

Hier werden die laufenden Kosten auf Basis des Leapmotor C10 verglichen, den es sowohl rein elektrisch als auch mit Range Extender gibt. Dabei geht es lediglich um die Kraftstoff- beziehungswiese Energiekosten.

Energiekosten: Kurze Strecke
100 km
Leapmotor C10
REEV
Leapmotor C10
BEV
Stromkosten*8,81 €7,95 €
Kraftstoffkosten**0,70 €
Gesamtkosten9,51 €7,95 €
Alle Berechnungen basieren auf WLTP-Werten der Hersteller. Beim Stromverbrauch wurden 15 % Ladeverlust inkludiert.
*37,37 Cent je kWh bei Ladung Zuhause **1,73 € pro Liter Benzin

Das Ergebnis für kurze Strecken ist eindeutig. Durch das hier angenommene Laden an der heimischen Wallbox hat die reinelektrische Variante einen klaren Kostenvorteil. Hier ist der C10 mit reinem Elektroantrieb letztlich effizienter zu bewegen.

Energiekosten: Langstrecke
basierend auf max. REEV-Reichweite
normiert auf 100 km
Leapmotor C10
REEV
Leapmotor C10
BEV
Reichweite, kombiniert in km974425
Stromverbrauch in kWh / 100 km20,518,5
Kraftstoffverbrauch in l / 100 km
(bei entladener Batterie)
0,4
(6,4)
Batteriekapazität in kWh
(Tankgröße in l)
28,4
(50)
69,9
Stromkosten* je 100 km1,25 €11,00 €
Kraftstoffkosten** je 100 km8,93 €
Gesamtkosten10,18 €11,00 €
Alle Berechnungen basieren auf WLTP-Werten der Hersteller. Beim Stromverbrauch wurden 15 % Ladeverlust inkludiert.
*37,37 Cent je kWh bei AC-Ladung Zuhause und 66 Cent je kWh bei DC-Schnelladung **1,73 € pro Liter Benzin

Die Berechnung der zweiten Tabelle ist erklärungsbedürftig. Vereinfach gesagt, wurden für beide Varianten die Gesamtenergiekosten für die Strecke von 974 km berechnet und dann auf 100 km normiert. Dazu wurde angenommen, dass der volle Kraftstofftank und die Zuhause vollgeladene Batterie des C10 REEV komplett leergefahren wird. Für die BEV-Variante wird der Strombedarf für die 974 km lange Strecke mit der Zuhause vollgeladenen Batterie und dann per Nachladen an DC-Schnellladern gedeckt. Basis sind immer die WLTP-Angeben des Herstellers.

Als Spanne für die Gesamtenergiekosten ergeben sich für den Leapmotor C10 folgenden Werte:

  • REEV: 9,51 € bis 10,18 €
  • BEV: 7,95 € bis 11,00 €

Eine Übersicht zur Wirtschaftlichkeit von Plug-in-Hybriden im Vergleich zu anderen Verbrenner-Konzepten gibt es hier.

Zusammenfassung

Wenn man ehrlich ist, dann gibt es nicht wirklich viele Argumente für Elektroautos mit Range Extender. Das Konzept mag auf den ersten Blick charmant erscheinen und die offenbar immer noch vorhandene Reichweitenangst adressieren, bietet dabei aber in den allermeisten Situationen wenig echte Vorteile.

Wirklich überzeuged ist das Konzept nur für Menschen, die häufig lange Strecken zurücklegen und keine Zeit für Ladestopps einplanen können oder wollen. Wirtschaftlich und auch praktisch – REEV haben weniger Kofferraumvolumen als BEV – gibt es kaum Vorteile. Einzig der mögliche Verzicht auf Schnelllade-Stopps bei langen Strecken liegt ein klarer Pluspunkt.

Allerdings können die Range Extender-Variante eine Alternative zu PHEV sein oder aber den Übergang zum vollelektrischen Fahren für manche erleichtern. Auch Beratungen und Analysehäuse wie McKinsey und Verified Market Research kommen zu diesem Schluss und attestieren dem Konzept eine wichtige Rolle im Übergang zur vollelektrischen Mobilität und hohe Wachstumspotenziale.

Titelbild: (c) Madza Motors Deutschland

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