Analysen

Lohnt sich ein Hybrid?

In diesem Beitrag geht es um die Frage, ob sich die Wahl eines Vollhybrids im Vergleich zum klassischen Verbrenner lohnt. Dazu werden die Anschaffungs- und Unterhaltskosten von klassischen Verbrennern und Vollhybriden verglichen um zu klären: Lohnt sich ein Hybrid?

Als Basis für den Vergleich werden die Modelle Renault Clio und Renault Austral analysiert, da beide jeweils sowohl mit Vollhyrid-Antrieb als auch mit klassischem Verbrenner verfügbar sind. Zudem werden durch die Wahl eines Kleinwagens und eines Kompakt-SUVs die beiden Anwendungsfälle eines Erst- und Zweitwagens abgedeckt.

Wie sich der Clio im Vergleich zur Hybrid-Konkurrenz im Segment der Kleinwagen schlägt, habe ich einem separaten Artikel zusammengefasst. Dort gibt es eine Übersicht der aktuell in Deutschland verfügbaren Vollhybrid-Kleinwagen.

Zusammenfassung – für Ungeduldige

  • Der Listenpreis von Vollhybriden ist oft mehrere Tausend Euro höher als von klassischen Benzinern.
  • Allerdings bringen sie auch immer Automatik und oftmals mehr Leistung mit.
  • Ein Vollhybrid lohnt sich für Wenigfahrer und auch Vielfahrer.
  • Schon bei einer Verbrauchsersparnis von nur 1l/100km ist der Hybrid im Unterhalt günstiger.
  • Die Verbrauchs- und Steuerersparnis eines Hybridfahrzeugs gleichen den höheren Anschaffungspreis schnell aus.
  • Die individuellen und Modell-abhängigen Versicherungskosten müssen dabei aber noch berücksichtigt werden.

Inhalte dieses Beitrags:

Lohnt sich ein Hybrid für Wenigfahrer?

Die kurze Antwort ist Ja, ein Vollhybrid lohnt sich gerade für Wenigfahrer, da diese oft Kurzstrecken zurücklegen und damit besonders stark von den verbrauchssenkenden Technologien eines Hybrids profititieren. Hier die Ergebnisse für die beiden untersuchten Modelle:

WenigfahrerRenault
Clio
Renault
Clio
Renault
Austral
Renault
Austral
MotorisierungE-Tech
Full Hybrid 145
TCe 90 AutomatikE-Tech
Full Hybrid 200
Mild Hybrid 160 Automatik
AusstattungsniveauEvolutionEvolutionTechnoTechno
Listenpreis
per 01.11.2024
23.400 €21.550 €41.250 €36.550 €
Leasing*
48 Monate und 10.000km p.a.
9.201 €
(191,69 € / Monat)
8.607 €
(179,32 € / Monat)
14.355 €
(299,06 € / Monat)
13.319 €
(277,47 € / Monat)
Kfz-Steuer
48 Monate
144 €372 €184 €516 €
Kraftstoffkosten**
48 Monate und 10.000km p.a.
2.752 €3.712 €3.008 €4.032 €
GESAMTKOSTEN
Leasing, Steuern, Kraftstoff
12.097 €12.691 €17.547 €17.867 €
Vollhybrid günstiger ab Verbrauchsreduktion von0,6l/100km1,1l/100km
Hubraum / Leistung1.598 cm3
105kW (143 PS)
999 cm3
67 kW (91 PS)
1.199 cm3
147 kW (200 PS)
1.332 cm3
116 kW (158 PS)
KraftstoffBenzinBenzinBenzinBenzin
HybridisierungVollhybridkeineVollhybridMicrohybrid (12V)
Verbrauch (in l/100km)
kombiniert
4,35,84,76,3
– Innenstadt4,08,03,97,4
– Stadtrand3,95,44,25,9
– Landstraße3,94,84,35,3
– Autobahn5,15,95,66,9
CO2-Emissionen (in g/km)97130106142
Tabelle 1: Vergleich Renault Clio und Austral Vollhybrid mit Automatik-Alternative; Wenigfahrer mit 10.000km Fahrleistung pro Jahr.
*Leasingraten ohne Anzahlung und ohne Services, bezogen vom Fahrzeugleasing-Portal www.meinauto.de am 02.11.2024.
**basierend auf dem kombiniertem Verbrauch (nach WLTP) des jeweiligen Modells und einem Benzinpreis von 1,60 € pro Liter.

Die Betrachtung der Leasingraten hat den Vorteil, dass damit sowohl eventuell verkaufsfördernde Maßnahmen als auch der jeweilige Wertverlust integriert sind. Der Blick auf die Kraftstoffverbräuche je Fahrsituation zeigt, dass Fahrprofile mit wenig Autobahn- und Landstraßenanteil besonders stark vom Vollhybrid profitieren können. Der Verbrauchsvorteil wird hingegen kleiner, wenn mehr Passagen mit höherem bzw. gleichmäßigerem Tempo hinzukommen. Das ist eine logische Konsequenz der jeweiligen Antriebstechnologie. Klassische Verbrenner sind besonders effizient bei gleichmäßiger Fahrweise, wohingegen Vollhybride von Fahrsituationen mit viel Rekuperationsmöglichkeiten stark profitieren.

Als Zweitwagen mit Kurzstreckenprofil ist der höhere Anschaffungspreis schnell amortisiert. Der Vorteil wird größer, je höher der Benzinpreis und je höher die Verbrauchsersparnis sind. Nimmt man – abweichend vom Beispiel in der Tabelle – einen Benzinpreis von 2 € pro Liter und eine Verbrauchsersparnis von 2 Liter auf 100km an, dann liegen die Kraftstoffkosten beim Vollhybrid 1.600 € niedriger als beim normalen Verbrenner (bei einer Gesamtlaufleistung von 40.000km).

Lohnt sich ein Hybrid für Vielfahrer?

Auch hier ist die kurze Antwort Ja, allerdings muss man das Fahrprofil etwas genauer im Auge behalten. Ein sehr hoher Anteil an Landstraße und Autobahn kann den Vorteil sehr klein werden lassen. Auf Basis der vom Hersteller angegebenen Normverbräuche ist der Vollhybrid jedoch in fast jeder Fahrsituation vorteilhaft.

Die vollständigen Ergebnisse für Vielfahrer finden sich in der Tabelle:

VielfahrerRenault
Clio
Renault
Clio
Renault
Austral
Renault
Austral
MotorisierungE-Tech
Full Hybrid 145
TCe 90 AutomatikE-Tech
Full Hybrid 200
Mild Hybrid 160 Automatik
AusstattungsniveauEvolutionEvolutionTechnoTechno
Listenpreis
per 01.11.2024
23.400 €21.550 €41.250 €36.550 €
Leasing*
48 Monate und 20.000km p.a.
10.840 €
(225,83 € / Monat)
10.116 €
(210,76 € / Monat)
17.224 €
(359,25 € / Monat)
15.878 €
(330,80 € / Monat)
Kfz-Steuer
48 Monate
144 €372 €184 €516 €
Kraftstoffkosten**
48 Monate und 20.000km p.a.
5.504 €7.424 €6.016 €8.064 €
GESAMTKOSTEN
Leasing, Steuern, Kraftstoff
16.488 €17.912 €23.444 €24.458 €
Vollhybrid günstiger ab Verbrauchsreduktion von0,4l/100km0,9l/100km
Hubraum / Leistung1.598 cm3
105kW (143 PS)
999 cm3
67 kW (91 PS)
1.199 cm3
147 kW (200 PS)
1.332 cm3
116 kW (158 PS)
KraftstoffBenzinBenzinBenzinBenzin
HybridisierungVollhybridkeineVollhybridMicrohybrid (12V)
Verbrauch (in l/100km)
kombiniert
4,35,84,76,3
– Innenstadt4,08,03,97,4
– Stadtrand3,95,44,25,9
– Landstraße3,94,84,35,3
– Autobahn5,15,95,66,9
CO2-Emissionen (in g/km)97130106142
Tabelle 2: Vergleich Renault Clio und Austral Vollhybrid mit Automatik-Alternative; Vielfahrer mit 20.000km Fahrleistung pro Jahr.
*Leasingraten ohne Anzahlung und ohne Services, bezogen vom Fahrzeugleasing-Portal www.meinauto.de am 02.11.2024.
**basierend auf dem kombiniertem Verbrauch (nach WLTP) des jeweiligen Modells und einem Benzinpreis von 1,60 € pro Liter.

Betrachtet man die Ergebnisse und nimmt, abweichend zur Tabelle oben, einen Benzinpreis von 2 Euro je Liter an, dann erhöht sich die Ersparnis bei den Kraftstoffkosten auf 3.200 Euro (bei einer Gesamtlaufleistung von 80.000km). Tabelle 2 zeigt allerdings, dass bereits eine niedrigere Reduktion des Verbrauchs den Hybrid vorteilhaft werden lässt – auch bei einem geringeren Benzinpreis von 1,60 Euro je Liter.

Setzt man einen Vollhybrid als Erstfahrzeug ein, ist es realistisch anzunehmen, dass die gefahrenen Strecken länger werden und die Laufleistung grundsätzlich steigt. Bei den Streckenprofilen Autobahn und Landstraße fallen die Vorteile der Hybridtechnologie jedoch deutlich kleiner aus (siehe Tabellen oben), sind aber immer noch groß genug um die teurere Technik über die Laufzeit zu amortisieren.

Ab wann rechnet sich ein Hybrid?

Die Frage ist berechtigt, denn immerhin liegt der Aufpreis für einen Vollhybrid oft mehrere tausend Euro über einem konventionellen Verbrenner. Beim Renault Austral aus den oben betrachteten Beispielen liegt der Listenpreis des Hybrid sogar 4.700 Euro höher. Um für sich selbst herauszufinden, ab wann sich ein Hybrid rechnet, sollte man die folgenden Punkte im Blick haben:

  • Kraftstoffverbrauch: Der größte Vorteil eines Vollhybrid liegt im niedrigen Verbrauch. Je höher der Kraftstoffpreis und je höher die Verbrauchsersparnis, desto höher der finanzielle Vorteil.
  • Anschaffungskosten: Egal ob Barkauf oder Leasing, mitunter ist der Unterschied im Listenpreis beim tatsächlichen Kaufpreis beziehungsweise der tatsächlichen Leasingrate gar nicht mehr so groß.
  • Steuern: Aufgrund der niedrigeren CO2-Emissionen fallen für einen Vollhybrid deutliche niedrigere jährliche Kfz-Steuern an.
  • Versicherung: Die Kosten der Versicherung sind stark abhängig von der individuellen Schadenfreiheitsklasse und nur schwer zu generalisieren. Meine Stichprobe hat allerdings ergeben, dass Vollhybride in der Regel höhere Versicherungskosten mit sich bringen. Hier muss jeder auf Basis seiner eigenen Parameter einen sinnvollen Vergleich vornehmen.
  • Wartung und Verschleiß: Betrachtet man die von den Herstellern angebotenen Wartungsverträge, dann liegen die Kosten auf demselben Niveau oder minimal höher als beim normalen Verbrenner. Dafür punktet ein Vollhybrid aufgrund der Rekuperation mit einem geringeren Verschleiß der Bremsen.

Tabelle: Reduktion der Kraftstoffkosten

Die Tabelle zeigt die jährliche finanzielle Ersparnis in Abhängigkeit von der Fahrleistung (Spalten) und der tatsächlichen Verbrauchsersparnis (Zeilen) auf Basis eines Benzinpreises von 1,60 Euro pro Liter.

Fahrleistung (in km)
Verbrauchsreduktion (in l/100km)
5.00010.00012.500*15.00020.00025.00030.000
0,216 €32 €40 €48 €64 €80 €96 €
0,432 €64 €80 €96 €128 €160 €192 €
0,648 €96 €120 €144 €192 €240 €288 €
0,864 €128 €160 €192 €256 €320 €384 €
1,080 €160 €200 €240 €320 €400 €480 €
1,296 €192 €240 €288 €384 €480 €576 €
1,4112 €224 €280 €336 €448 €560 €672 €
1,6128 €256 €320 €384 €512 €640 €768 €
1,8144 €288 €360 €432 €576 €720 €864 €
2,0160 €320 €400 €480 €640 €800 €960 €
Tabelle 3: Finanzielle Ersparnis in Abhängigkeit von Fahrleistung und Verbrauchsreduktion. Angenommener Benzinpreis: 1,60 €/l
*Entspricht in etwa der durchschnittlichen jährlichen Fahrleistung in Deutschland.

Die Tabelle zeigt, dass der deutsche Durchschnittsfahrer seine Kraftstoffkosten deutlich senken kann. Eine Verbrauchsreduktion von nur einem Liter auf 100 km bringt bereits 200 € Ersparnis (bei einem Benzinpreis von 1,60 Euro je Liter). Eine höhrer Benzinpreis und eine stärkere Reduktion des Verbrauch lassen diesen Wert schnell steigen. Vollhybride sind daher für nahezu jede Laufleistung sinnvoll.

Wer wenig fährt, fährt oft kurze Strecken und kann damit eine besonders hohe Verbrauchsersparnis erzielen. Sieht das Fahrprofil viel Autobahn vor, sinkt zwar der Verbrauchsvorteil des Hybrids, aber in der Regel werden deutlich höhere Laufleistungen erzielt.

Abseits der finanziellen Argumente stößt ein Hybridfahrzeug auch weniger CO2 aus und davon profitiert am Ende jeder. Darüber hinaus ist eine spürbare Kraftstoffersparnis völlig unabhängig von Hybridtechnologie für jeden jederzeit – egal ob Neuwagen oder Gebrauchter – einfach mit einem angepassten Fahrverhalten erreichbar. Denn am Ende entscheiden immer noch die Fahrerin oder der Fahrer mit dem rechten Fuß über den Verbrauch. Technologie kann dabei nur unterstützen.

Technische Infos: Wie funktioniert ein Hybridauto?

Vollhybride sind das Gegenteil einer Modeerscheinung und besonders Toyota setzt mit der Einführung der ersten Prius-Baureihe im Jahr 1997 im großen Stil auf den Antrieb mit den zwei Herzen. Vereinfacht gesagt arbeiten ein Verbrennerunsmotor (in der Regel ein Benziner) und ein Elektromotor zusammen.

Bei Vollhybriden ist der Elektromotor so stark, dass das Fahrzeug auch für kurze Strecken rein elektrisch betrieben werden kann – und das alles ohne Kabel. Die Batterie lädt sich selbst durch Rekuperation oder wird direkt durch den Verbrennungsmotor geladen. Die oftmals eher kleine Antriebsbatterie, deren Kapazität irgendwo zwischen 1 und 2 kWh liegt, ist hier ein limitierender Faktor für die rein elektrische Reichweite. Allerdings sind die entsprechenden Kosten der Batterie auch geringer als bei Plug-in-Hybriden.

Ein gute technische Übersicht über die verschiedenen Technologien der Hybridisierung und Elektrifizierung bietet der ADAC (hier klicken). Einen guten Vergleich der verschiedenen Hybridtechnologien gibt es auch in diesem Video von Bernd Conrad, der den sehr guten Blog Autonotizen betreibt. Wer richtig tief in Thematik einsteigen möchte, sollte dieses Video des Auto Motor und Sport Journalisten Alexander Bloch anschauen.

Ein Gedanke zu „Lohnt sich ein Hybrid?

  • Patrick Monnet

    Müsste Zwangslektüre für jeden Automobil Verkäufer sein. Endlich klar und verständlich! Top

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