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Slate Auto: Der minimalistische Elektro-Pickup für unter 25.000 $

Wie das Startup mit Jeff Bezos im Rücken den Elektromarkt aufmischen will

Aktuell ist ein bis vor kurzem noch unbekannter amerikanischer Hersteller von Elektro-Pickups in aller Munde. Nein, es geht nicht um Rivian, sondern um Slate – genauer gesagt Slate Auto. Die deutsche Presse vergleicht den gerade vorgestellten Slate Truck, ein kompakter und eher spartanisch ausgestatteter Elektro-Pickup, mit der rumänischen Marke Dacia, die ebenfalls für den Verzicht auf Unnötiges bekannt ist.

Aber wer oder was steckt hinter Slate Auto und was genau kann der Pickup-Truck, der fast schon viral durch die Autopresse geht? Die Antworten gibt es in diesem Artikel.

Inhalte dieses Beitrags

Einleitung

Mit Slate Auto betritt ein US-amerikanisches Startup den Markt, das sich bewusst gegen den Trend immer größerer, komplexerer und teurerer Elektrofahrzeuge stellt. Statt eines vernetzten Technikwunders präsentiert Slate einen kompakten, modularen Elektro-Pickup für unter 25.000 US-Dollar – mit klarer Fokussierung auf Funktionalität und Modularität. Die Entwickler haben beim Verzicht auf Schnickschnack ganze Arbeit geleistet und spendieren der Basisversion nicht mal elektrische Fensterheber: Make Scheibe runterkurbeln Great Again!

Der Ansatz erinnert an alte Tugenden, die europäische Kunden fast gar nicht mehr bekommen: robuste Technik, einfacher Aufbau, wenig Schnickschnack. Dass das Konzept fast schon disruptiv wirkt, hat auch damit zu tun wie selbstverständlich Autos in den letzten Jahren immer größer, schwerer und technikbeladener geworden sind. Das ist in Teilen auch auf eine immer strengere Regulierung zurückzuführen, die es für Hersteller immer unrentabler macht, kompakte und einfache Autos anzubieten (mehr dazu hier).

Etwas problematisch ist der Umstand, dass Slate zunächst nur auf den US-Markt zielt und die Nische der kompakten Elektro-Pickups sehr klein sein dürfte. Zudem geben 47% der US-Amerikaner an, dass sie aktuell den Kauf eines Elektroautos nicht in Betracht ziehen.

Wer steckt hinter Slate Auto?

Slate Auto wurde 2022 in Troy, Michigan gegründet und ist aus dem Re:Car-Projekt der Re:Build Manufacturing hervorgegangen – einer Industrieinitiative unter der Leitung von Jeff Wilke, dem ehemaligen CEO von Amazon Consumer. Das Unternehmen beschäftigt rund 400 Personen, viele davon mit OEM-Erfahrung. Zu den Investoren zählt unter anderem Jeff Bezos, der zudem als Hauptinvestor gilt, wie Yahoo Finance schreibt.

Die Unterstützung durch Bezos passt auch ins Bild des Konkurrenzkampfes zwischen dem Amazon-Gründer und Tesla-CEO Elon Musk. Beide versuchen mit eigenen Raumfahrunternehmen die etablierten Player in dem Bereich unter Druck zu setzen und Amazon ist zudem bereits am US-Hersteller Rivian beteiligt. Rivian fertigt neben großen Elektro-Pickups und SUVs auch einen speziell für Amazon entwickelt vollelektrischen Lieferwagen.

Die Produktion ist ab Ende 2026 in einer neuen Fertigung in Indianapolis vorgesehen, mit einer geplanten Jahreskapazität von 150.000 Fahrzeugen.

Der Slate Truck im Check

Der Slate Truck ist ein zweisitziger, rund 4,44 m langer Elektro-Pickup mit Hinterradantrieb. Die Formgebung ist kantig, funktional und die Karosserie besteht aus unlackiertem, grauem Kunststoff. Im Innenraum setzt man auf analoge Bedienelemente und verzichtet auf ausgefallene Infotainment-Systeme. Es gibt also keine exorbitant großen Bildschirme, auf denen man sich durch drei Untermenüs tappen und wischen muss, um die Klimaanlage einzustellen.

Eine Smartphone-Halterung und Sicherheitsfeatures wie Notbremsassistent und Rückfahrkamera sind serienmäßig enthalten. Für das Bild der Rückfahrkamera wird das Tachodisplay genutzt – so einfach kann es also sein. Das kann potenziell eine Menge Kunden begeistern, da sicherlich nicht jeder von immer komplexer werdenden Fahrzeugen begeistern ist. Besonders interessant ist es aber durch das modulare Konzept, da der Slate Truck stark individualisiert werden kann.

Technische Daten im Überblick

  • Länge: 4,44 m
  • Motorleistung: 201 PS (150 kW), Hinterradantrieb
  • Batterievarianten: 52,7 kWh (ca. 240 km Reichweite) oder 84,3 kWh (ca. 385 km Reichweite)
  • DC-Schnellladung auf 80 % in ca. 30 Minuten (max. 120 kW)
  • Zuladung: bis 650 kg; Anhängelast: 450 kg
  • Beschleunigung: 0-96 km/h (0-60 miles per hour) in rund 8 Sekunden

Modularität als Alleinstellungsmerkmal

Ein wesentliches Merkmal des Slate Trucks ist seine Modularität. Kunden können mehr als 100 Zubehörteile erwerben – darunter ein SUV-Umrüstkit, verschiedene Stauraumlösungen und zusätzliche Sitze. Die Anpassung kann selbst oder über Partnerbetriebe erfolgen. Slate Auto plant darüber hinaus eine Lernplattform („Slate University“) sowie ein Builder’s Manual, um Individualisierungen zu erleichtern.

Das ist in mehrfacher Hinsicht eine gute Strategie. Ein hoher Grad an Individualierung unterstützt den sogenannten IKEA-Effekt, der beschreibt, dass Menschen Dinge mehr schätzen, die sie selber zusammengebaut beziehungsweise gestaltet haben. Zudem reduziert das angestrebte Baukastensystem die komplexität in der Produktion und bietet ein gutes zusätzliches Umsatzpotenzial.

Dier vermutlich beliebteste Erweiterung wird das SUV-Kit sein (siehe Foto).

Slate Auto 
Elektro-Pickup SUV
Mit dem SUV-Kit wird der Elekto-Pickup von Slate Auto zum SUV mit Platz für 5 Personen. Den rauen Defender-Look gibt es gratis dazu.
Bild: © Slate Auto.

Auch die Innenraumgestaltung ist über Zubehör frei konfigurierbar und man kann zum Beispiel die Farbe der Fensterkurbeln ändern. Natürlich ist auch die Aufrüstung auf elektrische Fensterheber möglich. Außerdem werden unterschiedliche Sitzbezüge angeboten.

Die Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten, die der Hersteller aktuell auf seiner Website präsentiert ist beeindruckend und sollte helfen, den Kreis der Interessenten stark über das Pickup-Segment hinaus zu erweitern. Eine kleine Auswahl der Möglichkeiten zeigt der Zusammenschnitt von sechs beispielhaften Umbauten des Slate Truck.

Slate Auto Elektro-Pickup
Modularität
Ein Basisfahrzeug – unzählige Varianten: Der Slate Truck spricht sowohl Individualisten als auch Minimalisten an und überzeugt mit einer unvergleichlichen Fülle an Umbau-Kits.
Bild: Zusammenschnitt aus Screenshots der Herstellerseite, © Slate Auto.

In puncto Modularität geht Slate auch bei der Lackierung eigene Wege: Der Truck kommt immer unlackiert mit einer Karosserie aus grauem Kunststoff. Wer es farbenfroher mag, kann sich seinen Elektro-Pickup mit dem Kauf oder später aber einfach folieren lassen. Eine clevere Idee, da die Fahrzeuge damit auch als Gebrauchtwagen ihre komplette Modularität erhalten.

Slate Truck für Deutschland – Denkbar oder nicht?

Ein derart reduzierter, modularer Elektro-Pickup ist im deutschen Markt derzeit nicht erhältlich. Zwar gibt es kompakte Nutzfahrzeuge mit E-Antrieb – z. B. den Renault Kangoo E-Tech oder VW ID. Buzz Cargo – diese sind jedoch deutlich teurer und stärker auf Komfort ausgelegt. Der Slate-Ansatz könnte für Kommunen, Handwerksbetriebe oder Sharing-Plattformen interessant sein, sofern er europäischen Normen entspräche.

Für den europäischen Markt dürfte das hochmodulare Konzept die Grenzen der Homologation sprengen. Vermutlich müsste Slate bestimmte Versionen definieren und in fester Konfiguration ausliefern. Da das Fahrzeug aktuell nicht für den europäischen Markt vorgesehen ist, dürfte der alte Kontinent auch in der Entwicklung keine Rolle gespielt haben.

Da die EU aber hohe Hürden beziehungsweise genaue Vorgaben zu Fahrzeugeigenschaften macht, dürfe es schwierig und teuer sein den Slate Truck in Europa anzubieten. Da die Idee hier aber echte Begeistung auszulösen scheint, ist ein Markteintritt in Europa in einigen Jahren allerdings nicht unvorstellbar. Ähnlich macht es auch Rivian, die erst in Nordamerika Fuß gefasst haben, bevor sie den Sprung nach Europa ab 2026 wagen.

Vielleicht gibt es aber auch schon eine kleine Indikation über den möglichen Erfolg des Slate Trucks in Europa. Da sich der Vergleich mit Dacia ein bisschen aufdrängt, lohnt sich ein Blick auf die internationale Dacia-Modellpalette. Dort findet sich der Duster Oroch, eine Pickup-Variante des SUV-Bestsellermodells, die unter der Marke Renault in Lateinamerika verkauft wird. In Europa wurde das Fahrzeug nie angeboten, da der Markt für kompakte Pickups zu klein ist um die zusätzliche Komplixität durch die Produktion einer weiteren Fahrzeugvariante zu rechtfertigen.

Zusammenfassung

Slate Auto verfolgt mit seinem ersten Modell einen konsequent anderen Weg als etablierte Hersteller. Statt Innovation im Detail steht funktionale, robuste und bezahlbare Elektromobiltität im Fokus. Für den deutschen Markt ist das Konzept eine interessante Blaupause, auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass der Elektro-Pickup bald auf europäischen Straßen rollt.


Hinweis zur Transparenz:
Dieser Artikel wurde unter Mitwirkung von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Inhalte und Recherchen basieren auf öffentlich zugänglichen Quellen; die finale Redaktion und inhaltliche Verantwortung liegen beim Autor.

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